Workation on the Road

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Alina Krüger

Alina Krüger

Online Marketing

Workation "light" als Roadtrip

Los geht es auf meine "Workation on the road light" nach Schweden. Workation on the road light. Was bitte soll das sein?

Workation (eine Mischung aus den Worten "Work" und "Vacation") meint Arbeit und Urlaub kombiniert. "On the road" sage ich nur, weil ich Schweden auf vier Rädern erkunden werde. Währenddessen habe ich mir vorgenommen, in einer Art Light-Variante zu arbeiten: 3,2 Stunden am Tag oder auch 48 Stunden in drei Wochen. Das ist praktisch, denn dafür muss ich nur die Hälfte der sonst erforderlichen Urlaubstage nehmen. Möglich ist dieses „nicht ganz raus zu sein“ mithilfe meines Arbeitgebers und Teams, wofür ich sehr dankbar bin.

Nutzen werde ich die Zeit für Dinge, die im Arbeitsalltag oft liegen bleiben. Wie zum Beispiel Blogbeiträge hochzuladen, die schon erstellt wurden, den SEO-Guide schreiben, der schon ewig angefangen in Pages liegt oder Seiten strukturell anzupassen.
Eine meiner Hauptaufgaben im SEO/SEA ist das Monitoring. Fehler frühzeitig erkennen und melden, Kampagnen zu überarbeiten oder mich mit dem Google Bot streiten, das alles gehört zum täglichen Geschäft.

In der Theorie habe ich schon den perfekten Plan geschmiedet. Einfach jeden Tag einen Wecker um 7 Uhr (das ist immerhin eine halbe Stunde länger als an normalen Arbeitstagen) und dann bis zur Mittagszeit Vollgas. Ich verpasse nichts, arbeite dann wenn Schweden noch schläft und starte mittags entspannt in den freien Tag.
Naja, das mit der Praxis ist dann nochmal eine andere Sache, merke ich direkt am ersten Tag. Gut, mein Körper muss sich noch erholen, sage ich mir. Kein Problem, dann arbeite ich einfach nachmittags noch ein bisschen.

„Hast du Lust heute Nachmittag mit dem Kayak rauszufahren? Hier gibt es eins, was wir nutzen können“, werde ich gefragt.
Naja, soviel zur Arbeit am Nachmittag.
Nächster Versuch: Voller Motivation stelle ich mir den Wecker früher, auf ambitionierte 6 Uhr für den nächsten Morgen („dann hole ich die Zeit da wieder auf“). Mache ich natürlich nicht. Das Aufstehen klappt, der Laptopakku ist allerdings mittlerweile leer. Um an die 230V Steckdose zu kommen müsste ich Schiebe- und Fahrertür öffnen. Dann wären nicht nur alle Elche im Umkreis von 5km wach, meine Reisebegleitung wäre es auch.

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Zwischen Seen und schlechtem Internet

Gegen Mittag setze ich mich auf eine Bank am See.
Keine Menschenseele weit und breit, kein Lärm, keine Autos. Nur die leichten Wellen, die rhythmisch ans Ufer schlagen. Irgendwo im Hintergrund eine wild zirpende Grille.
Die Sonne scheint durch die Bäume in mein Gesicht und ich atme tief ein.

SO sollte arbeiten doch wirklich immer sein, alles stimmt. Akkus geladen. Los gehts - ich klappe den Laptop auf, lege mein Handy bereit, um mir einen Hotspot zu machen. Verbindung baut sich auf.. Und: Nichts. Keine Verbindung möglich, zu schwaches Netz. Eigentlich habe ich, damit genau das nicht passiert, extra die größte und schnellste Flatrate abgeschlossen. Um einen Arbeitstag nicht am Datenvolumen scheitern zu lassen.
Das gibt es doch jetzt nicht. Es liegt alles parat. Ich sitze im Paradies und bin bereit.
Das Internet ist es leider nicht. Kein Empfang am See. Nach anstrengenden 30 Minuten, in denen ich das Handy auf allen möglichen Erhöhungen platziere, finde ich Netz - im Schatten neben einem Felsen, weit weg vom See und ohne Ausblick.

Hallo Workation on the Road.

Was in meiner Vorstellung so einfach klang, ist dann in der Realität doch etwas schwerer umzusetzen.

Durch die Reise im Bus fehlt es an festen Tagesstrukturen - zumindest mir. Und oft (oder fast immer) wissen wir morgens noch nicht wo wir abends stehen werden. Das ist Freiheit und Luxus auf der einen Seite und Planung und Anstrengung auf der anderen. Denn es fließen andere Faktoren in eine Stellplatzauswahl mit ein, wenn ich weiß, dass ich am nächsten Tag arbeiten werde.

Wie weit in der Pampa sind wir da? Richtig weit? Dann müssten wir auch richtig weit wieder zurück, wenn ich keinen Empfang habe. Können wir Schatten und Sonne haben? Schatten, weil ich sonst vielleicht eingehe vor Wärme und trotzdem bisschen Sonne, damit wir auch genügend Storm erzeugen, um alle elektronischen Geräte (inklusive Laptop) zu laden.

Irgendwie fällt es mir auch deutlich schwerer diszipliniert in den Tag zu starten als Zuhause. Ich sage mir die ganze Zeit: Vermisch das nicht. Es ist kein richtiger Urlaub, du wolltest nebenbei arbeiten.
Und dann mache ich die Tür vom Bus auf und blicke direkt aufs Meer, den nächsten See, den Wald oder das Feld. Und es sieht eben doch alles nach Urlaub und Entspannung aus. Es fühlt sich auch so an, wenn ich in der Sonne sitze und einen frischen Kaffee gereicht bekomme.

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" Ich habe es verlernt in den (Arbeits-)Tag zu leben, ohne feste Tagesstrukturen und mit Problemen wie schlechtem Internet oder Ablenkung von allen Seiten umzugehen."

Vorteile vom Arbeiten on the Road

  • Die schönsten Arbeitsplätze überhaupt (wenn das Internet stimmt)
  • Endlich rauskommen aus dem Alltagstrott
  • Das Wochenende verliert nicht seine Bedeutung
  • Die Tage wirken viel länger als sonst, Feierabend-Zeit kann noch bewusster genutzt werden
  • Zeit zum Reflektieren
  • Weniger Struktur und Grenzen lassen Kreativität aufleben
  • Keine verpassten Teamevent-Einladungen und wichtige Nachrichten
  • Keine 726 ungelesenen Mails am ersten Tag nach dem Urlaub

Nachteile vom Arbeiten auf Roadtrips

  • Kein völliges Abschalten / Regeneration
  • Die Grenze zwischen Arbeit und Privat verschwimmt noch mehr
  • Manchmal ein Kampf mit dem Handyempfang
  • Versuchung für Ablenkungen ist noch größer
  • Selbstdisziplin ist noch mehr als sonst gefordert

Freiheit genießen und flexibel bleiben

Nach ungefähr einer Woche macht es dann Klick bei mir. Wieso stresse ich mich hier überhaupt so? Mehr als die Freiheit zu der Tageszeit zu arbeiten, an der es mir passt, an dem Ort, den ich gewählt habe, geht doch nicht.
Der Rest passiert in meinem Kopf. Kein Wunder eigentlich. In den letzten Jahren musste ich mich mit eigenverantwortlicher Arbeit und Homeoffice ziemlich disziplinieren. Mein Leitspruch dabei: Der frühe Vogel fängt den Wurm - oder eben die Produktivität. An meinem perfekt eingerichteten Arbeitsplatz mit dem stabilen Internet.

Ich habe es verlernt in den (Arbeits-)Tag zu leben, ohne feste Tagesstrukturen und mit Problemen wie schlechtem Internet oder Ablenkung von allen Seiten umzugehen.
Ab dieser Erkenntnis wird es viel leichter. Der Wecker bleibt aus, der Drang abends noch den coolsten Ort für den nächsten Tag zu finden nimmt auch ab.
Ich treibe mit dem Schweden-Flow, sehe einen freien Elch und merke, wie ich immer mehr entspanne. Es geht also doch - Arbeit und Urlaub gleichzeitig. Wenn auch, in meinem Fall, nur in der Light-Version.

Wir stehen auf einem Parkplatz am Meer, als ich den Laptop zuklappe. „So, jetzt ist schon wieder Wochenende.“ Ein Wochenende an dem ich mit dem SUP auf dem See paddeln, Kanelbullar essen, Sonnenuntergänge am Meer und Lagerfeuer am Bus haben kann. Was will ich mehr?

(Dies ist ein persönlicher Erfahrungsbericht von Alina)

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